Muhammad al-Maghut
Geht auf Zehenspitzen, denn die Heimat liegt im Sterben!
Gedichte arabisch-deutsch
Muhammad al-Maghut
Khalid Al-Maaly (Hg.)
Übersetzung: Stephan Milich
Schiler & Mücke
Sprache: Deutsch, Arabisch
1. Auflage (2021)
Klappenbroschur, 224 Seiten
ISBN 9783899303865
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24.00 €
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Muhammad al-Maghuts lyrisches Werk liest sich wie eine Weigerung, die vorgefundene Lebenswelt zu akzeptieren und sich dem Diktat von Polizeistaat und einer repressiven Gesellschaft zu fügen. Das lyrische Inventar dient der Enthüllung der freiheitsfeindlichen, unterdrückerischen Seiten der autoritären arabischen Regime. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf die desaströsen Lebensbedingungen in den arabischen Ländern, sondern auch auf die eigene Versehrtheit und tief sitzende Angst und Verwundbarkeit.
Die bitteren Erfahrungen in politischer Haft prägten seine Weltanschauung und sein Schaffen, wie der Pionier der arabischen Prosadichtung mehrfach in Interviews und Gesprächen mit Journalisten und befreundeten Dichtern betonte.
Zu seinem poetischen Programm aber gehört auch, den Schmerz, die Angst und die Rebellion satirisch zu unterlaufen, nicht selten mithilfe kritischer Selbstironie. Während sein dramatisches, filmisches und essayistisches Werk von karnevaleskem Sprachwitz, Ironie und possenhafter Parodie geprägt ist, ist der Tonfall seiner Gedichte stärker von einer besonderen Form der Resignation und Traurigkeit sowie von bitterem Humor und obszöner Sprache bestimmt. Kein anderer arabischer Lyriker hat in den Jahren der radikalen literarischen Moderne die ‚heilige‘ Sprache der arabischen Dichtung so sehr entweiht wie al-Maghut.
Muhammad al-Maghut wurde 1934 in der syrischen Stadt Salamiyya geboren und starb 2006 in seiner Wahlheimatstadt Damaskus. Seine in den späten 1950er Jahren in Syrien und dem Libanon erschienenen Gedichte standen im Mittelpunkt der heftig geführten Debatte um das arabische Prosagedicht. Früh warnte er mit scharfzüngigen Texten vor aufkommender Diktatur und arabischem Autoritarismus. Seine Mitgliedschaft in der Nationalistischen Syrischen Partei führte 1955 zu einem längeren Haftaufenthalt, der bis zu seinem Lebensende dafür sorgte, dass die Angst vor dem autoritären Staat als Motiv nicht mehr aus den Gedichten weichen sollte.
Dennoch provozierte er Gesellschaft und politische Klasse bis in seine letzten Werke mit Tabu brechenden Texten. Mit seinen ab den 1970er Jahren verfassten Theaterstücken, Drehbüchern für Film und Fernsehen, gesellschaftspolitischen Kolumnen und satirischen Glossen wurde al-Maghut als Meister der politischen Satire in der gesamten arabischen Welt gefeiert. Stets Verfechter menschlicher Freiheiten und des Widerstandes gegen den alltäglichen Wahnsinn zirkulierten viele seiner politischen Verse im syrischen Aufstand.