Barino Barsoum
Nichtmuslime im islamischen Recht
Eine Studie zur Doktrin al-walāʾ wa-l-barāʾ im Sunnitentum
Barino Barsoum
INÂRAH Monografien zur Islamgeschichte und zum Koran, Band 2
Schiler & Mücke
Sprache: Deutsch
1. Auflage (2023)
Hardcover, 726 Seiten
ISBN 9783899304602
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Untersucht wird die Doktrin al-walāʾ wa-l-barāʾ (Loyalität und Lossagung), die seit den 1980er Jahren von salafistischen Gelehrten prominent vertreten und medial verbreitet wird. Sie regelt die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen aus islamischer Sicht. Dürfen Muslime einen Nichtmuslim initiativ grüßen? Wie soll der initiative Gruß eines Nichtmuslims erwidert werden? Darf ein Muslim in seinem äußeren Erscheinungsbild den Nichtmuslimen ähneln? Darf er einen Nichtmuslim zum Freund haben? Darf ein Muslim Liebe und Zuneigung für einen Nichtmuslim empfinden?
Zusammengefasst lautet die Kernaussage der Doktrin: Ein Muslim soll seinen Nächsten in dem Maße lieben, in dem dieser Allah gehorsam ist, und ihn in dem Maße hassen, in dem er Allah ungehorsam ist. Auf Liebe und Hass, die Werke des Herzens sind, basieren äußere Handlungen wie Loyalität und Lossagung, die wiederum mit diversen Handlungsimperativen in Verbindung stehen. Daraus ergeben sich dann konkrete Antworten auf die genannten Fragen.
Im Fokus steht die traditionsgeschichtliche Verankerung der Doktrin im klassischen Sunnitentum, analysiert werden ihre Ursprünge und Entwicklungen von der frühen Entstehungsgeschichte des Islams bis in die Gegenwart. Dabei liegt das Augenmerk auf den Positionen und Entwicklungen in den vier prominenten Rechtsschulen des sunnitischen Islams: Ḥanafiten, Mālikiten, Šāfiʿīten und Ḥanbaliten. Es werden Zusammenhänge zwischen Religionsrecht (fiqh), Dogmatik (ʿaqīda) und aufkommendem Traditionsmaterial, insbesondere Ḥadīṯe und Gefährtentraditionen, als neue Legitimationsquellen untersucht.
Die Ergebnisse bieten wichtige Erkenntnisse für den interreligiösen Dialog mit dem Islam in Bezug auf das praktische Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft. Sie ermöglichen ein besseres Verständnis der Dogmen und Normen, die die Beziehungen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen religiös regulieren sollen und erklären ihre historischen und theologisch-religionsrechtlichen Herleitungen und Begründungen.